(Un)sicherheit in der Zeitenwende

Transkript: Gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft – die Rolle des Bundes

ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.


Einen schönen Nachmittag, einen schönen Lunchtime Ihnen allen.
Ich freue mich sehr, dass Sie an dem Webinar teilnehmen, die Wissenschaft als gute Arbeitgeberin.
Und Sie sind gleich so richtig repräsentativ von Staatssekretärin Brandenburg.
Und ich freue mich riesig, Herr Brandenburg, dass Sie da sind,
dass Sie mit uns reden über die Neuigkeiten, die es ja zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz gibt.
Das interessiert uns natürlich alle wirklich sehr.
Wir haben das so besprochen, dass Sie einige einführende Bemerkungen machen,
dass wir dann alle Fragen stellen können und dass natürlich auch dann insbesondere
Jan Wetzel in einen Dialog mit Ihnen eintritt.
Ich auch, darauf können Sie sich verlassen. Insofern würde ich jetzt ohne weitere
Zeit zu verlieren, direkt an Sie übergeben wollen, nochmal mit ganz großem Dank, dass Sie hier sind.
Ja, vielen herzlichen Dank Frau Almdinger und herzlichen Gruß auch in die Runde.
Ich freue mich wirklich sehr, dass wir hier die Gelegenheit haben,
nochmal zu diskutieren.
Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz ist ja ein Element in der großen Debatte.
Sie sehen es ja auch im Titel, dass wir vor allen Dingen über gute Arbeitsbedingungen
in der Wissenschaft sprechen wollen und bevor ich zu den Details komme,
vielleicht auch so viel vorab,
dass das meines Erachtens ein ohnehin immer sehr wichtiges Thema ist,
aber erst recht in der Zeit, in der wir heutzutage leben, mit einem massiven
fachkräftemangel einerseits wo also auch aus der
freien wirtschaft und auch das gmbf als
einer von vielen einrichtungen natürlich auch im öffentlichen bereich
ganz viele potenzielle arbeitgeber mit attraktiven angeboten alternativen aufzeigen
und somit auch leute aktiv aus der wissenschaft mit abwerben was legitimes aber
was durchaus stattfindet und das andere natürlich die die frage wie kann denn
in der wissenschaft tatsächlich die arbeit aussehen.
Da sehen wir, dass tatsächlich nicht nur ein gewisser Wettbewerbsnachteil durch
manche Unsicherheit, Planungsunsicherheiten im Wettbewerb mit freier Wirtschaft,
öffentlichen Dienst und weiteren Akteuren da ist, sondern dass vor allen Dingen
auch die Frage, wie sehr kann ich mich denn auf die wissenschaftliche Arbeit
konzentrieren, in vielen Fällen durchaus viel zu stark davon betroffen ist,
dass man auch in einem Alter, wo man beispielsweise auch selbst eine Familie gründen möchte,
eine gewisse Planungssicherheit auch für die nächsten Jahre braucht,
sich oftmals von Kurzbefristung zur nächsten Kurzbefristung hangelt.
Und sich auch somit zu wenig auf die wissenschaftliche Arbeit an sich konzentrieren kann.
Das sind für uns seitens der Bundesregierung, auch seitens der aktuellen.
Koalition auf Bundesebene wesentliche Motivatoren gewesen, warum wir ja schon
im Koalitionsvertrag das Thema gute Bedingungen, gute Arbeitsbedingungen in
der Wissenschaft zu einem Kernthema gemacht haben.
Ich möchte gleich dazu sagen, auch wenn ich den Hauptteil dann über das Wissenschaftszeitvertrag
reden werde, dass das wirklich nur ein Element von mehreren ist.
Nur, dass kurz erwähnt ist an der Stelle, große Hebel sehe ich beispielsweise
im Tenure-Track-Programm des Bundes.
1000 zusätzliche Professuren sind ja dadurch bundesweit geschaffen worden,
aber vor allen Dingen dieser Hebel mit dem Tenure-Gedanken zunächst auch eine
gewisse Bewährungsphase einige Jahre zu schaffen und somit auch mehr Verlässlichkeit
in der Karriereplanung ist ein ganz wichtiger,
der ja auch kulturell im deutschen Wissenschaftssystem inzwischen stärker Einzug gehalten hat.
Auch das Professorinnenprogramm möchte ich erwähnen, genauso wie den Pakt für
Forschung und Innovation,
wo der Bund ja steigend auch dynamisiert, drei Prozent mehr jedes Jahr Geld zur Verfügung stellt,
um die Grundfinanzierung, DFG einerseits viele außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
zu schaffen und natürlich auch die Dynamisierung des Zukunftsvertrags in dieser
Legislaturperiode beschlossen, des Zukunftsvertrags Studium und Lehre stärken.
Auch das ist ein Beitrag, letztendlich die Grundfinanzierung der Hochschulen
zu stärken und somit zumindest die Rahmenbedingungen zu schaffen für gute Arbeitsbedingungen.
Mit der Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes gehen wir gewissermaßen den nächsten Schritt.
Das ist ein Beitrag für bessere Arbeitsbedingungen, den wir auch schaffen wollen.
Und wir werden sicher gleich noch viel Zeit für Detaildiskussionen haben,
aber die drei Hauptpunkte, die möchte ich nochmal hervorheben.
Das eine ist, dass wir erstmals im Wissenschaftszeitvertragsgesetz Mindestvertragslaufzeiten
für Erstverträge einführen wollen.
Den größten Hebel sehe ich vor allen Dingen
in der Promotionsphase mit der Mindestvertragslaufzeit für Erstverträge.
Künftig von drei Jahren sind die Pläne.
Das hilft vor allen Dingen denjenigen, die sich momentan oftmals semesterweise
oder jahresweise neue Verträge suchen müssen und sich somit nicht voll auf die
Promotion konzentrieren können. Genau das wollen wir ändern.
Mindestvertragslaufzeiten, auch das nur kurz erwähnt, auch im Postdoc-Bereich
und ein Jahr in dem Fall dann auch bei der studienbegleitenden Beschäftigung
ist ebenfalls Teil des Gesetzentwurfs.
Zweiter großer Hebel, den wir durchaus verankern, ist der verbindliche Vorrang
der Qualifizierungsbefristung vor der Drittmittelbefristung.
Beide Instrumente sind ja bisher und auch künftig im Wissenschaftszeitvertragsgesetz vorhanden.
Den Unterschied macht vor allen Dingen die familien- und sozialpolitische Komponente,
also beispielsweise bei Kindern noch mal längere Laufzeiten zu ermöglichen.
An der Stelle auch gesundheitliche Aspekte, vieles mehr spielt eine Rolle,
das ist bisher der Bestandteil der Qualifizierungsbefristung,
nicht der Drittmittelbefristung und oftmals konnten Einrichtungen eben in vielen
Fällen relativ frei wählen, was sie nehmen.
Hier schaffen wir also einen zeitlichen Vorrang der Qualifizierungsbefristung
und werden das übrigens auch entsprechend in der eigenen Projektfinanzierung
auch des BMBF seitens des Zuwendungsgebers nachziehen.
Wir legen einen dritten Schwerpunkt und das ist ja auch Gegenstand der öffentlichen
Debatte, sehr stark auf die Postdoc-Qualifizierungsbefristung,
die Höchstbefristungsdauer, die bisher bei sechs Jahren liegt.
Da ist grundlegend das Anliegen der Politik insgesamt, zu früheren Entscheidungen
zu kommen, was dann auch Perspektiven in der Wissenschaft angeht.
Eine große Herausforderung ist, dass wir im deutschen Wissenschaftssystem ja
weiterhin ein durchschnittliches Berufungsalter zur regulären Professur von
über 41 Jahren haben. Das ist viel zu spät, eine solche Entscheidung,
die muss auch und kann früher gefällt werden.
Da ist ein Hebel in der Tat diese Qualifizierungsbefristung,
ein Hebel von mehreren, die würden wir auch vier Jahre senken wollen nach dem
aktuellen Gesetzentwurf.
Das ist ja Gegenstand der parlamentarischen Beratung und zwei weitere Jahre
Verlängerung nur dann ermöglichen, wenn dann auch eine verbindliche Anschlussperspektive
bei Bewährung geschaffen wird.
Das sind die drei Hauptelemente. Vieles mehr in Details gerne auch gleich in
der Diskussion gehört mit dazu.
Wir sehen in diesem Gesetzentwurf durchaus einen relevanten Hebel,
aber ich habe es ja eben gesagt, nur einen Hebel von ganz vielen.
Und um auch die Erwartungshaltung gleich mal zu kalibrieren,
das Gesetz als solches kann natürlich keine neuen Stellen schaffen.
Für neue Stellen, und das trifft insbesondere auch neue unbefristete Stellen,
sind die Länder verantwortlich, die Hochschulen und die Forschungseinrichtungen selbst.
Das Befristungsrecht kann nur einen rechtlichen Rahmen schaffen und die Finanzierung
seitens des Bundes Dynamisierung PFI, Pakt für Forschung, Innovation und Zukunftsvertrag,
habe ich ja eben bereits mit angesprochen.
Für einen echten Kulturwandel in der Wissenschaft, auch darüber werden wir sicher
gleich noch mehr ins Detail gehen können,
gehört aber natürlich auch vieles in der Praxis, in der Umsetzung,
beispielsweise auch Strategien seitens der Hochschulen oder Forschungseinrichtungen,
selbst Stellenkonzepte, Beratungskonzepte, Personalentwicklung,
auch eine frühe Möglichkeit Perspektiven außerhalb für alternative Karrierewege
schon mal offen zu halten und auch aufzuzeigen.
All das sind Themen, die natürlich in der Diskussion rund um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz
herum eine große Rolle spielen.
Diskussionen, die wir auch seitens des Bundes sehr stark anstoßen,
aber die Umsetzung dementsprechend natürlich vor Ort laufen muss.
Ja, insofern von meiner Seite, das mal als Überblick, sind ja angehalten,
wollen das auch hier recht kurz halten für den Input, um Zeit für Diskussionen zu schaffen.
Abschließend möchte ich vor allen Dingen sagen, nochmal betonen,
wir stehen gemeinsam vor der großen Herausforderung, soll also niemand auf die
Reform des Wisszeit-VG alleine warten, um auch diese Strategien mit anzustoßen.
Wir sind da mit den Ländern und allen Akteuren in sehr engem Austausch.
Die Herausforderung ist groß und die wollen wir gemeinsam angehen.
Ja, vielen Dank. Vielen Dank, Herr Brandenburg. Auch ich begrüße Sie dann nochmal
und natürlich das Publikum.
Ich werde jetzt im Folgenden die Diskussion moderieren.
Sie haben gesagt, das gemeinsame Interesse aller Beteiligten ist,
dass die Wissenschaft stark ist.
Und hier wird gefragt, dass natürlich die Abwerbung von aus der Wissenschaft
nicht nur durch die Wirtschaft passiert, sondern eben auch durch andere Länder.
Also das ist ja sozusagen einer steigenden Integration der Wissenschaftssysteme
auch global eine wesentliche Frage.
Sehen Sie da ein Braindrain und eine Konkurrenz? Also zunächst mal möchte ich
das ausdrücklich unterstreichen.
Es ist so, dass wir im internationalen Wettbewerb stehen, das auch im Zuge der
Globalisierung zunehmend.
Ich persönlich finde diese Diskussion, die manchmal sehr einseitig geführt wird,
an das Braindrain in eine Richtung meines Erachtens sehr kurz gesprungen.
Also ich glaube, wir können gerade von deutscher Seite, wo wir ja durchaus viele
deutsche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben, die Zeit im Ausland
verbringen, als auch natürlich Internationals, die gerne zu uns kommen, wirklich den Fokus auf,
ja man spricht ja gerne von Brain Circulation, legen an der Stelle.
Ich glaube, dass die Wissenschaft insgesamt auch sehr stark davon profitiert,
am Ende ist das ja alles eine Qualitätsfrage der Wissenschaft,
sehr stark davon profitiert, dass eben Talente nicht in nationalen Grenzen denken,
sondern dieser Austausch untereinander sehr, sehr stark funktioniert.
Das ist etwas Gutes, also in dem Sinne, aber natürlich eine Rahmenbedingung,
die Herausforderung an das deutsche Wissenschaftssystem auch attraktive Arbeitsbedingungen
zu schaffen, durchaus erhöht.
Auch an der Stelle merke ich in vielen Gesprächen, auch mit Internationals,
die zu uns kommen oder überlegen zu uns zu kommen,
dass Fragen des Wisszeit-VG am Rande durchaus auch eine Rolle spielen,
dass aber oftmals viele weitere Fragen, beispielsweise wie sieht es denn aus
mit Ehepartnern, Ehepartnerinnen, können die mitkommen,
je nach Herkunftsland auch die Frage, bekommt man da entsprechende Aufenthaltserlaubnis oder nicht,
wie sieht es aus mit der Kinderbetreuung, wie ist der Lebensstandard etc.
Pp. Viele Fragen, die also jetzt keine rein wissenschaftsrechtlichen Fragen sind.
Aber das ist durchaus so. Wir sind da im internationalen Wettbewerb.
Das bedeutet für die Rechtsetzung an der Stelle vor allen Dingen,
dass wir das in den Debatten auch nicht ausblenden können.
Das ist ja gerade in der Diskussion, das möchte ich nochmal betonen,
rund um die Höchstbefristungsdauer, Qualifizierungsbefristung in der Postdoc-Phase,
eine Diskussion, die in der deutschen Öffentlichkeit oftmals so geführt wird,
als würde das alles ein System in nationalen Grenzen sein.
Nein, völlig außer Acht lässt das beispielsweise die Zeit, die man selbst auch
im Ausland verbracht und geforscht hat, auf diese Höchstbefristungsdauer gar
nicht angerechnet wird, dass das völlig außerhalb dieser Rechtsetzung oder dieses
Rahmens nochmal passiert.
Das sind aber alles natürlich Querverbindungen, die wir dabei berücksichtigen
müssen. Unser Anliegen ist, die Internationalisierung weiter zu ermöglichen.
Andererseits aber auch denjenigen, die eben aus welchen Gründen auch immer privat
gesundheitlich oder vieles mehr nicht die Möglichkeit haben,
fünf, sechs, sieben Jahre im Ausland zu verbringen und dort einen eigenen Publikationsrecord
aufzubauen, auch den Talenten bei uns eine Chance zu geben.
Jetzt haben Sie gesagt, mit dem Wisszeit-VG werden selbst natürlich keine Stellen geschaffen.
Wie sehen Sie denn dann den Zusammenhang sozusagen von Ihrer Rolle,
diesen Rahmen zu geben und dann doch eben den Versuch, dass mehr Dauerstellen
geschaffen werden, wenn das vielleicht auch das Ziel ist?
Ja, ich habe ja eben nochmal versucht deutlich zu machen, dass das Wisszeit
VG ein Baustein von ganz vielen ist.
Ja, es kann keine neuen Stellen schaffen, aber beispielsweise die vielen Milliarden Euro,
die wir auch bundesseitig jedes Jahr zur Verfügung stellen für die Finanzierung
über die Länder, dann beispielsweise Zukunftsvertrag der Hochschulen,
das sind Gelder, die auch für Dauerstellen genutzt werden können.
Das gleiche gilt übrigens auch für Drittmittel des Bundes, sei es über die DFG
oder auch BMBF-Direktförderung.
Auch diese Gelder können zumindest
bundesseitig grundsätzlich erstmal für Dauerstellen genutzt werden.
Das sind oftmals landesrechtliche Hürden, die dort im Wege stehen und ich weiß vor allen Dingen,
da können Sie vielleicht mehr zu sagen, dass Sie ja durchaus auch an Überlegungen,
Projekten und Maßnahmen dran sind, mal zu schauen, wie können wir das auch nochmal
einrichtungsübergreifend stärker bündeln, um ein Stück weit auch die Planungsunsicherheit
jetzt seitens der Arbeitgeber,
seitens der Einrichtungen selbst etwas zu lindern und dann über Poolstellen,
Dauerstellen auch zu schaffen, die dann teils auch auf Drittmittelbasis finanziert sein können.
Das sind Aufgaben, die in der Praxis natürlich anstehen. Das Wisszeit-VG selbst
ist ja letztendlich nicht mehr als ein Befristungsrecht,
was der Wissenschaft über das allgemeine Befristungsrecht auf dem Arbeitsmarkt
hinaus nochmal spezifische Möglichkeiten schafft.
Aber diese Rahmenbedingungen, die können, ab die Mindestvertragslaufzeit ja
eben genannt, die drei Jahre in der Promotion beispielsweise.
Die können durchaus diesen Rahmen verbessern und somit auch in der praktischen
Umsetzung für mehr Planbarkeit ein Stück weit sorgen.
Aber das Schaffen von Stellen, das passiert natürlich nur in der praktischen
Umsetzung. Die Finanzierung, die steht bereit.
In der Tat sehe ich das als eine Möglichkeit an, dass man über die einzelnen
Einrichtungen hinweg neue Möglichkeiten schafft, regional bezogen.
Das hatte ich jetzt auch so aufgeschrieben.
Auf der anderen Seite ist das natürlich schon ein Problem,
wenn wir eine Exzellenzinitiative, eine Exzellenzstrategie laufen lassen,
welche selbstverständlich sehr viel mehr Doktorandinnen in das System bringt,
sehr viel mehr Postdocs in das System bringt, auf der anderen Seite aber nicht
mehr Professuren schafft.
Da müsste man sich doch auch dazu verhalten. Das ist das eine.
Und das andere ist, dass wir natürlich eine Situation haben,
wo immer mehr sozusagen Mittel von den Universitäten, die vorher vorhanden waren,
hin zu kurzfristigen Projekten gezogen werden.
Was natürlich auch ein Problem ist, unsere jungen Leute dann auf Trettmittelstellen
sozusagen ständig neu zu besitzen.
Ja, vielen Dank. Das mache ich gerne direkt. Also vor allen Dingen den zweiten
Punkt möchte ich nochmal hervorheben.
Wir sehen durchaus, dass in den letzten Jahren das Verhältnis Grundfinanzierung
zu Drittmittelfinanzierung, jetzt auch mal mittelfristig gesehen über viele
Jahre hinweg, sehr viel stärker an den Universitäten in Richtung Drittmittel sich verschoben hat.
Ich möchte nur das nochmal einordnen an der Stelle ein Stück weit.
Es liegt jetzt nicht daran, dass wir jetzt seitens des Bundes aus der Grundfinanzierung
der Länder Geld rausgezogen hätten und die in Drittmittel gesteckt hätten,
sondern ganz im Gegenteil.
Ein wesentlicher Effekt ist eben auch der, dass wir seitens des Bundes sehr
viel mehr zusätzliche Gelder in Drittmittel,
in Projektförderung in den letzten Jahren immer wieder investiert haben und
die Grundfinanzierung der Hochschulen durch die Länder nicht in gleichem Maße mitgehalten hat.
Um das mal so zu formulieren, das ist durchaus eine Herausforderung,
weil natürlich gewisser Anteil an Drittmitteln ist ja durchaus erstrebenswert und gesund.
Aber insbesondere da, wo dieser Anteil sehr hoch ist, die Frage,
wie kann auch die Grundstruktur drumherum entsprechend finanziert werden,
das natürlich eine Herausforderung ist.
Das erkennen wir seitens des Bundes durchaus an.
An der Stelle, da gibt es ja entsprechend auch Maßnahmen, wir sprechen jetzt
beispielsweise auch in der DFG darüber, wie kann man auch da über die Pauschale
nochmal mehr Sicherheit grundsätzlich zur Finanzierung schaffen,
aber auch über PFI und für die Hochschulen insbesondere den Zukunftsvertrag
eben erwähnt, ja auch ein wesentlicher Beitrag des Bundes, dem nochmal entgegenzuwirken.
Meines Erachtens, ich würde jetzt auch nicht dafür plädieren,
dass sämtliche Drittmittel einer Hochschule für Dauerstellen genutzt werden sollten,
das würde natürlich auch die Planungsunsicherheit an den Hochschulen nicht gerecht
werden, dementsprechend aber durchaus in der Praxis ein höherer Anteil,
als wir das bisher an vielen Stellen sehen.
Da ist meines Erachtens auch sehr stark zu unterscheiden nochmal zwischen der
Frage, also in der Frage, was sind denn die Tätigkeiten, sind das jetzt eigentliche Daueraufgaben?
Gerade im naturwissenschaftlichen Bereich sind das oftmals auch infrastrukturbezogene
Aufgaben, die eigentlich eher dauerhafter Natur sind.
Und was sind dann tatsächlich zeitlich befristete Qualifizierungen,
wo man auch guten Gewissens auf eine entsprechende Qualifizierungsbefristung
zurückgreifen kann und sollte?
Jan, ich möchte noch eine Frage stellen, wenn ich darf. Ja, kein Problem.
Jetzt ist das natürlich immer mit diesen Bund- und Länderzuständigkeiten letztendlich
etwas, was sich doch in der Zukunft unseres Wissenschaftssystems negativ auswirkt.
Sehen Sie da gar keine Möglichkeit, zu einer smootheren Kooperation zwischen
Bund und Ländern zu kommen? Also sie spielen das ja immer, ich verstehe das,
ich bin ja sozusagen mit der Systematik vertraut.
Gleichermaßen ist das natürlich auf vielen Ebenen, in den Hochschulen wie auch
in den Schulen, tatsächlich eine starke Bremse, die da eingebaut wird,
die dem Fortschritt und der Innovationskraft und natürlich auch dem Verbleiben
von jungen Leuten im Wissenschaftssystem entgegensteht.
Also ich glaube grundsätzlich ist das natürlich in einem Föderalismus,
wie er auch bei uns im Grundgesetz angelegt ist, auch aus guten Gründen im Übrigen,
den möchte ich jetzt ja gar nicht abschaffen an der Stelle, aber so ein Stück
weit ein Spannungsfeld ja grundlegend erstmal angelegt.
Mein Eindruck ist aber, dass bei all den Spannungen, die wir da im System durchaus
manchmal haben, das kann auch manchmal produktiv sein, dass es uns eigentlich
insbesondere im Wissenschaftsbereich in Summe recht gut gelingt.
Sicher auch über die GWK, die da einen wesentlichen Beitrag nochmal als Institution leistet.
Es gab ja mal Diskussionen über den Nationalen Bildungsrat, das ist dann letztlich
an den Mehrheiten ja leider gescheitert.
Da beim Wissenschaftsbereich haben wir da meines Erachtens gut funktionierende
Mechanismen und sowohl der Pakt für Forschung und Innovation als auch der Zukunftsvertrag,
die vielen anderen Programme auf Basis auch der Gemeinschaftsaufgaben,
die wir da im Grundgesetz verankert haben.
Da sind meines Erachtens die rechtlichen Rahmenbedingungen einerseits deutlich
weitergehender, als das im Bildungsbereich, im Bereich der schulischen Bildung
oder beruflichen Bildung beispielsweise der Fall ist.
Da haben wir deutlich mehr Möglichkeiten und ich würde auch unter dem Strich
sagen, dass uns da Bund und Länder gemeinsam auch deutlich mehr gelingt.
Es ist aber natürlich so, insbesondere da, wo es dann auch immer um Mischfinanzierung
ein Stück weit geht, wo Bund und Länder jeweils einen Teil dazu beitragen,
dass da natürlich Verhandlungsprozesse immer wieder dahinter stehen.
Es ist eine Diskussion, die wir aber natürlich im Rahmen der Zuständigkeiten jetzt aktiv nutzen.
Ich glaube, das Hauptthema gute Arbeitsbedingungen, da geht es einfach darum,
dass alle Akteure im Rahmen dessen, was sie tun können, ihren Beitrag auch leisten.
Dann würden wir zu den Fragen kommen, die sich jetzt schon zahlreich im Chat sammeln.
Eine Frage bezieht sich auf die Stipendien.
Also wenn das Ziel Sicherheit, Verlässlichkeit, gute Arbeitsbedingungen ist,
warum wird dann eben an diesen Stipendien so stark festgehalten vom BMBF,
die ja wieder über die Stiftungen ausgezahlt werden?
Warum ist dann nicht mehr das
Ziel, auf eben sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umzustellen?
Ja genau, also vielleicht mal zur Einordnung, die allermeisten Haushaltsmittel,
die wir seitens des BMBF in diesen Bereich investieren,
geht nicht in Stipendien, sondern der allergrößte Teil geht indirekt in die
Grundfinanzierung über die Programme, die ich eben genannt habe,
Zukunftsvertrag insbesondere oder in die Projektfinanzierung im Bereich der Forschungsförderung.
Der haushalterisch deutlich kleinere Teil ist tatsächlich über Stipendien,
das haben wir insbesondere über die Begabtenförderungswerke,
stellen wir die zur Verfügung.
Das ist ja ein besonderes Instrument nochmal der gezielten Begabtenförderung.
Ich kenne immer wieder die Rufe, das möglicherweise auch abzuschaffen.
Ich rate sehr davon ab, beziehungsweise sage auch ganz offen,
das ist klare Position auch des BMBF und der Bundesregierung,
weil es ergänzende Instrumente sind, die durchaus nochmal den Stipendiaten und Stipendiatinnen,
die sie in Anspruch nehmen, zusätzlichen Freiraum geben, auch außerhalb beispielsweise
von bestimmten Lehrverpflichtungen oder Anbindungen an bestimmte Lehrstühle
oder ähnliches, sich nochmal voll und ganz auf diese Arbeit zu konzentrieren.
Wir wissen auch so, wie die Stipendien ausgestaltet sind, Teil ist ja beispielsweise
auch gesellschaftliches Engagement,
was eine Rolle spielt, dass in vielen dieser Biografien zusätzlich zu einer
Vollzeitstelle oder halbe Stelle dann das Ehrenamt noch mit dazu und die volle
Konzentration auf die Promotion beispielsweise nochmal eine besondere Herausforderung darstellt.
Und ein Stück weit ist das letztendlich eine Balance, die da gefunden ist,
also deutlich mehr Freiräume einerseits und auf der anderen Seite eben diese
Finanzierung letztendlich bei der Zielgruppe, um die es geht.
Ein Stipendium ist ja jetzt nichts, was dann bis Mitte 50-Jährige oder Anfang
60-Jährige durchgezahlt wird,
sondern für wenige Jahre ganz am Anfang sehe ich auch nicht,
dass da jetzt systematisch Rentenlücken oder ähnliches, was manchmal postuliert wird, entstehen.
Ganz im Gegenteil haben wir das in aller Regel mit späteren Guthoch- oder Spitzenverdienern
und Verdienerinnen zu tun, sodass auch dieses Instrument in der Form unseres
Erachtens genau seine Berechtigung findet.
Was nicht heißt, dass man da nicht an ein paar Stellen nachsteuern muss.
Genau das tun wir ja in der Reform des Wisszeit-VG beispielsweise,
indem künftig dann auch Viertelstellen wieder ermöglicht werden sollen für diese
Zielgruppe der Stipendiaten und Stipendiatinnen, die dann doch Lehrerfahrung
beispielsweise machen wollen oder auch die Erhöhung der Stipendiensätze,
die wir bereits für den Promotionsbereich jetzt beschlossen haben und umsetzen.
Also an solchen Stellschrauben drehen wir durchaus weiter.
Aber im Grunde das Instrument, das ist ein durchaus richtiges aus unserer Sicht.
Eine Frage zielt auf die möglichen Jobs.
Die Professur ist ja doch immer noch sozusagen das Ziel im deutschen Wissenschaftssystem.
Es wird gefragt, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt.
Viele Postdocs haben nicht das Ziel, eine Professur zu erreichen,
aber es gibt da doch wenige Möglichkeiten, dann andere Dauerstellen zu kriegen. Was meinen Sie dazu?
Absolut. Also ich glaube, wir können uns da von anderen Ländern viel abschauen,
was auch Dauerstellen und ich sage ausdrücklich nicht unter,
sondern neben der Professur im Wissenschaftssystem angeht.
Wir sehen in anderen Staaten weltweit, dass beispielsweise Lecturer,
Senior Researcher oder ähnliches, dass das etablierte Modelle sind.
Ich würde jetzt nicht so weit gehen, zu sagen, es darf nur noch auf solchen
Dauerstellen stattfinden,
da wissenschaftliche Qualifikation, auch diese Qualifizierungsphase sowohl im
Promotionsbereich als auch im Postdoc-Bereich nicht ausschließlich dann auf
solche wissenschaftlichen Dauerstellen oder die Professur abzielen muss.
Auch mit meiner eigenen Biografie.
Ich habe ja selbst einige Jahre in der Wissenschaft auch gearbeitet,
promoviert dort und profitiere durchaus sehr stark von dieser wissenschaftlichen
Qualifizierung auch in der freien Wirtschaft später oder jetzt auch in den politischen
Tätigkeiten im Bundestag oder hier im Ministerium.
Also insofern, ich glaube, dass man da eine gute Balance braucht,
einerseits solche Qualifizierung auch einer breiten Zielgruppe zu eröffnen,
wenn natürlich die qualitativen Kriterien erfüllt sind, gleichermaßen aber zu
schauen, an den Stellen, wo es wirklich um Daueraufgaben geht,
entsprechende Dauerstellen auch zur Verfügung zu stellen. Das muss nicht nur die Professur sein.
Das aber ausdrücklich dazu gesagt, das ist nichts, was jetzt der Bund regelt
im Wissenschaftszeitvertragsgesetz oder ähnliches.
Ich weiß, da waren im öffentlichen Raum auch manche solche Erwartungshaltungen
da, sondern das ist eine Aufgabe der Wissenschaftseinrichtungen,
selbst entsprechende Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
Eine Frage bezieht sich auf den Bereich Science as a Service,
das heißt Stellen, die eben Infrastruktur eher bereitstellen.
Dort sind die Verantwortlichen auch oft unter dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz
angestellt, obwohl das Stellen sind, die ganz klar nicht sozusagen auf eine Professur zielen.
Ist das sozusagen ein Missbrauch oder ein Mismatch dieser gesetzlichen Rahmen
oder was macht man damit? Also das müsste man im Einzelfall prüfen.
Ich habe es ja eben versucht deutlich zu machen, die Professur muss nicht das
einzige Ziel einer wissenschaftlichen Qualifizierung sein.
Übrigens auch in der, ich habe jetzt eben über die Promotionsphase gesprochen,
auch da gibt es gerade im künstlerischen, musischen Bereich auch andere potenzielle
Qualifikationsziele als die Promotion als solche.
Also Wissenschaft ist da auch gerade zwischen den Fächern, zwischen den Disziplinen
sehr, sehr divers, sehr heterogen und es muss generell nicht zwangsläufig die
Professur sein, aber im Einzelfall ist es durchaus so, dass man genau hinschauen sollte.
Denn das Wissenschaftszeitvertragsgesetz sagt jetzt auch rechtlich nicht,
dass man beliebig danach befristen kann, nur weil man irgendwie im Wissenschaftssystem arbeitet,
sondern es muss dann schon entweder für die Qualifizierungsbefristung eine entsprechende
wissenschaftliche Qualifizierung in dieser Stelle tatsächlich stattfinden. finden.
Und das ist keine reine Wartung beispielsweise von Forschungsinfrastruktur,
das geht deutlich darüber hinaus.
Oder über die Drittmittelbefristung eben entsprechende Kriterien erfüllt sein.
Da, wo das nicht gegeben ist, empfehle ich tatsächlich einen rechtlich genauen
Blick, sich das näher anzuschauen.
Und wir können natürlich als Gesetzgeber auf Bundesebene oder wir jetzt auch
als Regierung, wenn wir Gesetzentwürfe vorlegen, nie ausschließen,
dass es Menschen gibt, die sich möglicherweise danach nicht an das Gesetz halten.
Aber dafür Dafür gibt es ja Mittel und Wege in der Praxis, das entsprechend
auch dann durchzusetzen.
Eine Frage, die daran so ein bisschen anschließt, ist hier einmal,
wo werden denn Daueraufgaben definiert?
Man kennt das ja, dass viele Daueraufgaben eben doch über Quantifizierungsstellen
befristet übernommen werden, was man glaube ich auch aus vielen wissenschaftlichen Kontexten kennt,
dass man dann eben, um solche Daueraufgaben zu finanzieren, immer neue sozusagen
Projektfinanzierungen sich überlegt und dort irgendwie immer wieder dafür sorgt,
dass diese Daueraufgaben erfüllt werden.
Und das sozusagen verdeckt eigentlich in diesen überbefristeten Finanzierungen.
Also nochmal ganz klar, die Qualifizierungsbefristung ist nicht zulässig in
Fällen, wo nicht im Kern wissenschaftliche Qualifizierung stattfindet.
Also wenn auf Basis eines Arbeitsvertrags, der dann verweist auf die Qualifizierungsbefristung
im Wisszeit-VG, in Wahrheit keine wissenschaftliche Qualifizierung stattfindet,
sondern reine Daueraufgaben geleistet werden,
dann wäre das unabhängig von dieser Reform nach dem heutigen Wisszeit-VG,
nach aktueller Rechtslage schon nicht zulässig.
Und sieht das BMBF da Handlungsbedarf, weil die Praxis ist bekannt,
wird zumindest hier in den Fragen auch immer wieder erwähnt.
Also das Gesetz ist an der Stelle, und das haben wir uns durchaus auch in der
Vorbereitung der aktuellen Reform noch mal sehr intensiv angeschaut,
das Gesetz ist an der Stelle sehr, sehr eindeutig.
Am Ende ist es eine Frage, und wie gesagt, ich will nicht ausblenden,
dass da auch Handlungsbedarf an einigen Stellen sein kann,
aber es ist eine Frage einerseits, wie gut sind dann auch solche Unterstützungsstrukturen vor Ort,
wie sehr ist Menschen auch bewusst, auf welcher Rechtsgrundlage das geschaffen
ist oder nicht, und offengesagt auch kulturell, wie sehr ist es an Einrichtungen
akzeptiert, dass solche Dinge dann außerhalb des eigentlichen Gesetzes stattfinden,
beziehungsweise wie sehr wehren sich Menschen auch dagegen.
Das können wir jetzt nicht aus dem Ministerium steuern oder vorgeben.
Wie gesagt, die Rechtslage, die ist da eindeutig an der Stelle,
aber das hat meines Erachtens eigentlich sehr viel mit der kulturellen Umsetzung zu tun.
Ich sage aber auch mit dazu, weil ich viele solche Beispiele durchaus in den
letzten Jahren immer mal wieder gehört habe, Wenn man näher reinschaut,
gibt es manchmal die eine oder die andere Perspektive, aber dafür gibt es ja,
also was tatsächlich stattfindet und manchmal auch der Unterschied,
was auf dem Papier vereinbart ist und was in der Praxis dann im Arbeitsalltag umgesetzt wird.
Aber das, wie gesagt, ist eine Aufgabe vor Ort und im Zweifel dann auch die
entsprechenden Rechtsmittel einzulegen.
Und da sind wir übrigens sehr schnell auch bei der Frage, Frau Allmdinger,
Sie haben das an anderer Stelle mal thematisiert.
Meinen Sie achtens sehr zu Recht, wie sind denn eigentlich Abhängigkeitsstrukturen
beispielsweise auch in der Wissenschaft?
Naja, hier würde sich jetzt die Frage, weil Sie immer über Qualifizierung sprechen,
schon anbieten. Was ist denn genau Qualifizierung?
Also sagen wir mal, wir haben ja unter vielen anderen Leuten auch das Bildungspanel da initiiert.
Das läuft jetzt in Bamberg, ist ein absolutes Erfolgsmodell.
Aber die jungen Leute, die auf Qualifizierungsstellen sind, haben natürlich
auch zur Aufgabe, die Daten mitzuerheben.
Und das ist Teil ihrer Qualifizierung.
Aber gleichermaßen ist es natürlich auch eine Aufgabe, die dem Gemeinwohl jetzt
und in späteren Dekaden, so wie ich hoffe, dient.
Also dieser Schnitt zwischen was ist Qualifizierung und was ist sozusagen keine
Qualifizierung mehr, ist ja
nicht so einfach. Insofern haben Sie eine Definition von Qualifizierung.
Ja, an der Stelle würde ich tatsächlich auf die Gesetzesbegründung nochmal verweisen,
da meine mündliche Zusammenfassung jetzt weniger rechtssicher wäre als das,
was im Gesetz dann tatsächlich auch in der Begründung, wie gesagt,
ursprünglich nochmal mit verankert ist im Wortlaut.
Aber im Kern geht es doch darum, um das ein Stück weit anschaulicher zu machen,
dass eine wissenschaftliche Qualifizierung dann stattfindet,
wenn man beispielsweise auf ein konkretes Qualifizierungsziel wie die Promotion,
das kann auch die Habilitation sein, muss es aber nicht, im naturwissenschaftlichen
Bereich oftmals auch im Verbund dann mit Großforschungsgeräten.
Auch da gibt es nochmal verschiedene Möglichkeiten, auf gewisse Qualifizierungen
hinzuweisen, aber es geht letztendlich darum, dass das Stellen sind,
wo entsprechende Kompetenzen dann auch gezielt erworben werden.
Und wenn Sie vor allen Dingen jetzt darauf verweisen, zu Recht darauf verweisen
meines Erachtens, dass dann auch Dinge wie Datenerhebungen oder ich denke an
meine eigenen Arbeitsverträge damals in der Wissenschaft zurück,
da waren natürlich auch Lehraufgaben und solche Dinge Element davon.
Und Gremien arbeiten. Ja, das war in meinem Fall jetzt anders.
Aber genau, es gibt durchaus natürlich Dinge, die dann Teil dieser Qualifizierung sein können.
Aber es ließe sich doch in der Praxis jetzt nicht argumentieren,
dass jemand 20 Jahre lang Daten erhebt und nichts anderes macht.
Oder selbst, wenn es dann 5 Jahre Datenerhebung ist, ohne dann entsprechend
die Qualifizierung der Kompetenzerwerb, der direkt dann anschließt, drumherum mit dazu.
Dann wäre das eben nicht zu begründen. Und ich glaube, das ist eine Sache,
die man sich im Einzelfall tatsächlich nochmal anschauen muss,
da insbesondere die Unterschiede zwischen Forschungseinrichtungen,
Hochschulen einerseits, aber insbesondere zwischen den Disziplinen durchaus enorm sind.
Und das, was in manchen Disziplinen, ich bin ja selbst Sozialwissenschaftler,
gut funktioniert, habe ich auch in den letzten Jahren dann lernen müssen,
dass dann doch die Bedingungen beispielsweise in den Naturwissenschaften,
in den künstlerischen und musischen Fächern durchaus nochmal andere sind.
Aber der Kompetenzerwerb als solcher, der steht im Vordergrund und nicht das
reine Ableisten von Daueraufgaben.
Eine Frage, die noch gekommen ist, ist auf welcher empirischen Evaluation das
BMBF eigentlich davon ausgeht, dass eben die Reform des Wisszeit-VG zu einer
Änderung der Befristungspraxis an Hochschulen führt?
Also wir bauen ja auf, vor allen Dingen auf der Evaluation des Wisszeit-VG bzw.
Der letzten Reform des Wisszeit-VG, die uns nochmal sehr relevante empirische Evidenz geliefert hat.
Beispielsweise für die oftmals sehr kurzen Befristungen im Promotionsbereich.
Das war eine der Kernherausforderungen, die wir hiermit angehen.
Und ansonsten muss man offen sagen,
natürlich wie bei jeder Reform wird es so sein, dass man in ein paar Jahren
auch evidenzbasiert sagen kann, was war jetzt oder wird genau der Effekt von
welcher Regelung an der Stelle gewesen sein.
Ich möchte aber vor allen Dingen noch mal im Sinne eines Erwartungsmanagements,
da sich die öffentliche Diskussion ja vor allen Dingen auf den Postdoc-Bereich
bezieht, da ein Stück weit nochmal den Blick dafür schärfen,
dass wir eine wirkliche fundamentale Veränderung der Befristungspraxis im Postdoc-Bereich mit Blick auf,
wann kommt dann am Ende auch die Entscheidung,
ob eine dauerhafte Perspektive in der Wissenschaft möglich ist oder nicht,
dass das nichts ist, was primär im Wisszeit-VG geleistet werden kann,
egal was man reinschreibt, sondern dass das sehr viel stärker von den anderen
Rahmenbedingungen, die ich eben kurz angerissen habe, abhängt,
ob denn tatsächlich eine wirkliche Personalplanung und auch Strategie und persönliche.
Karriereplanung, Entwicklungsperspektiven mit entsprechenden begleitenden Strukturen etc.
Gegeben sind oder nicht. Und da muss man ehrlich sehen, auch heute schon in
der Praxis gibt es doch große Unterschiede zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Ich habe viele erlebt, die in den letzten Jahren entsprechende Konzepte und
Strategien aktiv vorangetrieben haben und wo sich vieles zum Positiven verändert
hat und andere Einrichtungen, wo man schon ehrlich sagen muss,
da ist noch viel Luft nach oben.
Also wir können mit dem Wisszeit-VG sicher mit den Rahmenbedingungen einen Beitrag
von mehreren leisten, aber Kern der Aufgabe liegt in der praktischen Umsetzung.
Eine Frage, die daran anschließt und auf diese vielleicht auch ähnlich antworten,
ist, dass der Weg auf die Professur natürlich doch nach wie vor über Berufungsverfahren in Deutschland läuft.
Hier ist dann die Frage, wie eben in dieser Postdoc-Phase von vier Jahren eben
man sicher und planbar auf so eine Stelle dann ankommen soll.
Also es gibt ja auch die zwei Jahre dann zusätzliche Befristungen,
wenn eben Anschlusszusage da ist.
Also wie stellen Sie sich sozusagen diese sechs Jahre vor eigentlich?
Ja, also zum einen, das nochmal kurz dazu gesagt, würde ich sehr stark dafür
werben, dass wir, und das hat viel auch mit kulturellem Wandel zu tun,
dass wir das Tenure-Track-Programm zum Anlass nehmen, auch außerhalb dieses
Bund-Länder-Tenure-Track-Programms sehr viel stärker, auch quantitativ stärker
auf Tenure-Track-Verfahren umzustellen.
Das heißt nicht, dass man alles andere komplett abschaffen muss,
aber tatsächlich ist das ein Modell, von dem wir jedenfalls sehr überzeugt sind
und in der Wissenschaft dafür werben, das sehr viel stärker auch zu nutzen.
Weitere Dauerstellen, auch neben der Professur, habe ich ja eben mit angesprochen
und ansonsten ist es ein, auch in der Debatte leider oft vorkommendes Missverständnis,
dass die komplette Qualifizierung, beziehungsweise auch der komplette Weg hin
zu einer vollen Professur dann künftig in vier Jahren stattfinden müsse.
Das ist deshalb nicht der Fall, weil natürlich auch nach den vier Jahren die
zwei Jahre Verlängerung haben sie angesprochen mit einer fairen,
also mit einer entsprechenden Anschlussperspektive. Da scheint ja auch der Tenure-Track-Gedanke
ein Stück weit mit davor.
Danach kann aber durchaus auch beispielsweise eine Dauerstelle kommen.
Es spricht nichts dagegen, auch auf Dauerstellen seine Habilitation zu schreiben.
Danach kann ein Tenure-Track-Verfahren kommen.
Danach ist auch immer noch ein Drittmittelprojekt, also Drittmittelfinanzierung,
Befristung durchaus möglich.
Also insofern gibt es mehrere Wege danach und vor allen Dingen davor bzw.
Daneben, habe ich ja eben auch nur kurz angerissen, sind viele Zeiten,
die auch noch mit dazu zählen. Die Auslandszeiten, die nicht angerechnet werden,
die Restzeiten aus der Promotionsphase für all diejenigen, die die sechs Jahre
für die Promotion nicht voll ausgeschöpft haben.
An vielen Stellen auch nochmal natürlich dann familienpolitische,
sozialpolitische begründete Verlängerungen etc.
Pp. Also es gibt viele Ausnahmetatbestände, die in der Praxis im Regelfall dazu
führen, dass die Zeit dann doch länger ist.
Muss aber in die Richtung gehen, dass da natürlich die Entscheidung früher kommt.
Es ist ein Fehler durchaus.
Ich habe ja eben die über 41 Jahre Durchschnittsalter für eine durchschnittliche
Berufung in Deutschland mit angesprochen.
Es ist durchaus ein Problem und ausdrücklich auch ein Qualitätsproblem in der
Wissenschaft, wenn diese Entscheidung, die finale Entscheidung so spät kommt.
Da wir dann viele Menschen einerseits verlieren, gerade in dem Alter,
wo man Familiengründung und vieles mehr eher auf die Planbarkeit setzt,
die mit deutlich attraktiveren Angeboten einfach von international oder anderen
Arbeitsmärkten abgeworben werden.
Das ist das eine und andererseits natürlich auch denjenigen,
die in der Hoffnung auf diese Professur dann oftmals bis über 40 Jahre im Wissenschaftssystem,
also im Alter über 40 Jahre im Wissenschaftssystem verbleiben,
ohne parallel dann beispielsweise auch Karriereperspektiven woanders realistisch aufgebaut zu haben.
Das sind durchaus Probleme, denen wir uns sehr bewusst sind und die wir im Wissenschaftssystem
insgesamt natürlich auch angehen müssen.
Daran schließt eigentlich noch eine Frage an, die das vielleicht auch nochmal konkretisiert.
Also es wird geschrieben, dass
eben auch im Wissenszeit-VG sehr vieles Unterschiedliches kommen kann.
Die Karriere ist schwierig und auch durch viele Zufälle begleitet.
Jetzt haben Sie schon gesagt, dass das auch gerade im Vergleich zur Wirtschaft
zum Beispiel, die viel besser vorhersagbare Karriereperspektiven bieten kann, auch schwierig ist.
Ist das Wisszeit VG wirklich nur den Rahmen, wo Sie nichts machen können oder
wo sehen Sie dann konkret auch Möglichkeiten, eben das BMBF,
solche Karrieren planbarer zu machen auf eine Weise?
Vielleicht zusätzlich noch mal Bundesprogramme wirklich Zeichen und Wegweisen da aufzusetzen.
Ja, also zum Wisszeit VG habe ich ja eben die Kernstellschrauben,
die wir durchaus sehen, ja mit genannt, einen Beitrag zu leisten.
Und ansonsten natürlich Frau Almdinger, der Bund hat die Möglichkeit und das
nutzen wir ja wirklich auch sehr intensiv.
Also Tenure Track beispielsweise, das Programm, das wäre ohne das massive Engagement
des Bundes in der Form nicht zustande gekommen.
Es hat niemand die Wissenschaft davon abgehalten, von sich aus auf Tenja zu setzen.
Trotzdem hat es diesen bundespolitischen Impuls gebraucht, um jetzt auch viele
Diskussionen in der Fläche glücklicherweise auch angestoßen zu haben,
stärker darauf umzustellen. Das muss aber dann natürlich auch kommen.
Also solche Möglichkeiten haben wir immer wieder, auch in dieser Legislaturperiode,
trotz einer ausdrücklich sehr, sehr herausfordernden Haushaltslage.
Unter anderem, aber nicht ausschließlich, aufgrund auch der Folgen des russischen
Angriffskriegs gegen die Ukraine, wirklich sehr herausfordernde Haushaltslage,
haben wir zusätzlich, massiv zusätzlich Mittel für die Wissenschaft bereitgestellt,
insbesondere über den Zukunftsvertrag, aber auch der Pakt für Forschung und
Innovation freut sich über drei Prozent mehr jedes Jahr.
Davon können viele andere Bereiche, die von der Bundesregierung auch gefördert
werden, aktuell nur träumen.
Also es wird weiter intensiv auch investiert. Am Ende ist doch der entscheidende
Hebel, aber was passiert damit in der praktischen Umsetzung?
Es ist keine rein finanzielle Frage, sondern auch eine Frage,
wie dann die Dinge, die ich eben angesprochen habe, auch Personalentwicklung
und vieles mehr stattfindet.
Und was ich schon auch betonen möchte, ich sage das ausdrücklich auch als Sozialwissenschaftler,
der lange in diesem Bereich selbst mitgearbeitet hat,
ich glaube, dass wir sehr viel früher den Blick nach außen auch auf ausdrücklich
alternative Karrierewege öffnen sollen.
Es ist kein Scheitern, ausdrücklich kein Scheitern, in der Wissenschaft nicht
dauerhaft zu verbleiben.
Es gibt attraktive auch Forschungsaufgaben übrigens, sowohl im öffentlichen
Dienst als auch in der privaten Wirtschaft, ganz, ganz viel Forschung, die da stattfindet.
Und selbst wenn es nicht die Forschung ist, viele, viele attraktive Karrierewege.
Ein Problem haben wir immer dann, wenn Menschen, egal in welchem Sektor sie
gerade unterwegs sind, im Prinzip mit Scheuklappen unterwegs sind,
weil das eigene System den Weg nach links und rechts nach außen nicht ausreichend öffnet.
Und ich sage das ausdrücklich auch mit Blick auf Tenure Track mit dazu.
Weil da ja immer die große Angst ist, was passiert denn dann,
wenn nach ein paar Jahren die Zusage am Ende nicht kommt.
Das sehen wir doch international auch an den besten Einrichtungen,
die das machen, dass die frühzeitige Begleitung und auch das Schaffen von Alternativen
und das Öffnen für verschiedene Optionen, dass das wirklich Kernelement des Ganzen ist.
Herr Brandenburg, das sagte ich ja über lange Zeit auch. Ich sagte,
die Leute, die kommen von den Universitäten, dann werden sie studentische Mitarbeiterinnen,
dann kommen sie rein als Doktorandinnen, sehen nichts anderes um sich herum und vielleicht,
ich habe das nicht mit Scheuklappen bezeichnet, aber sie kennen die andere Welt nicht.
Deshalb haben wir viele Hospitationsprogramme und so weiter und so fort eingeführt.
Mittlerweile stellt sich die Situation aber doch nach jüngsten Umfragen ganz
anders dar, nämlich dahingehend, dass von den Postdocs nur noch 16 Prozent überhaupt
auf Professuren wollen Und an den Außeruniversitären nur 8% überhaupt auch Professuren wollen.
Das heißt, wir müssen doch hier in einer gewissen Weise eine Gegeninitiative
starten und sagen, bleibt doch bitte oder überlegt euch doch bitte auch in der
Wissenschaft zu bleiben.
Also die Scheuklappen sind ja vollkommen weg. Es ist ja eher das Problem,
dass man die Wissenschaft noch als Zukunft sieht.
Also ob die Scheukarten so vollkommen weg sind, da weiß ich nicht,
ob ich Ihnen zustimmen würde.
Ich erlebe das zumindest in vielen Gesprächen, dass rein emotional das bei vielen
durchaus als Bedrohung noch mit wahrgenommen wird.
Das ist aber kein Phänomen ausschließlich in der Wissenschaft,
das sehen wir in der privaten Wirtschaft,
wenn man da in manchen Bereichen unterwegs ist, ja ganz genauso.
Aber ansonsten würde ich Ihnen vollkommen zustimmen. Das war ja auch im Prinzip
das Signal, was ich gleich zu Beginn mitgeben wollte.
Es ist auch eine Qualitätsfrage in der Wissenschaft, ob es uns gelingt,
zu wettbewerbsfähigen Arbeitsbedingungen in der Fläche auch in der Wissenschaft zu kommen oder nicht.
Denn wenn dann hochtalentierte junge Menschen die Möglichkeit haben,
möglicherweise auch zu viel freieren, besser finanzierten Bedingungen,
besserer Ausstattung etc.
In der freien Wirtschaft weiter zu forschen, mit einem unbefristeten,
oftmals auch besser bezahlten Arbeitsvertrag und die einzige Alternative,
die sie dann oftmals haben, Kurzbefristungen von manchmal in wenigen Monaten
oder ein, zwei Jahren vielleicht,
ohne verlässliche Anschlussperspektive, mit schlechter Ausstattung,
mit ganz engen Hürden, mit wem man sich dann wozu noch wo auseinandersetzen
muss, um dann mit seiner Forschung auch beginnen zu können,
und vieles mehr, was in der Praxis ja wirklich mit dazugehört,
dann müssen wir uns nicht wundern, wenn sich auch die besten Talente oftmals
für den anderen Weg entscheiden.
Und das ist eine Aufgabe, die wir im Wissenschaftssystem insgesamt haben.
Seien es der Bundesregierung können wir oder auch des Gesetzgebers.
Auf Bundesebene manche Rahmenbedingungen anders schaffen. Aber meines Erachtens
sind viele dieser Hebel,
Kinderbetreuung habe ich als Stichwort ja eben beispielsweise genannt,
wie sieht das eigentlich aus in der Qualifizierungsphase,
auch im Postdoc, wenn alle erwarten, dass ich alle zwölf Monate mal in einem
anderen Staat international unterwegs war und in jedem Land mal geforscht und
überhaupt, wie lässt sich das vereinbaren mit einer Familienplanung.
Wo ich dann mit Kindern unterwegs bin, die ich dann vielleicht nicht aus dem
Kindergarten, aus der Kita, aus der Grundschule, alle paar Monate wieder herausreißen kann.
Wie sieht das aus bei internationalen Konferenzen?
Ist das möglich, auch mit Kindern beispielsweise unterwegs zu sein?
Gibt es da eine Kinderbetreuung und vieles mehr?
Das sind jetzt nur kleine Beispiele von ganz, ganz vielen. Aber es zeigt doch
mal an diesem einen Beispiel, an diesem einen Thema der Kinderbetreuung,
dass wir an wirklich wettbewerbsfähigen Faktoren in der Wissenschaft oftmals
noch weit entfernt sind.
Da kann der Bund unterstützen. Wir tun das auch mit vielen Impulsen.
Aber im Kern ist das auch eine Frage des Kulturwandels.
Da sind wir sehr schnell, ich möchte das fast dann auch nicht zu groß aufmachen,
aber nur als Stichpunkte, beispielsweise auch bei der Frage Departementstrukturen,
Abhängigkeiten in der Wissenschaft habe ich ja eben schon genannt und viele
mehr, wo wir uns dann ein Stück weit auch der Modernisierung stellen müssen in Deutschland.
Sie haben jetzt von einem Kulturwandel gesprochen.
Wir hatten auch gerade zu solchen Versuchen hier ja auch schon mit Tobias Rosefeld
jemanden, der sowas versucht, was da so eine Quintessenz dieser Veranstaltung
war, dass auch manchmal einzelne Hochschulen vorangehen müssen,
um zu zeigen, wie man Dinge anders machen kann.
Dabei fragt jetzt jemand hier in den Kommentaren, ist die Tarifspecher aber
manchmal ein Problem, weil sozusagen die Ausgestaltung der Vertragsbedingungen
mit den Tarifpartnern beschränkt ist.
Warum halten Sie dennoch daran fest?
Also es ist so, dass ja bisher schon Tarifpartner theoretisch im Wisszeit-VG
die Möglichkeit haben, ein paar Dinge anders zu entscheiden.
Das wird bisher kaum in Anspruch genommen. Wir haben uns in der Bundesregierung,
in der Koalition ja mit dem aktuellen Gesetzentwurf darauf geeinigt,
die Tarifsperre wesentlich zu öffnen.
Also für deutlich mehr Fragen des Wisszeit-VG möglich, künftig nach dem aktuellen
Entwurf, dass Tarifpartner anders entscheiden können.
Und es ist ausdrücklich ohne die bisherige Einschränkung auf bestimmte Forschungsbereiche
oder Disziplinen möglich.
Das heißt, eine sehr, sehr weite Öffnung dieser Tarif-Sperre ist Gegenstand
des aktuellen Gesetzentwurfes.
Ich sage aber gleich mit dazu, weil die öffentliche Debatte in Teilen,
also wir haben ja beide Seiten, die einen aus der Wissenschaft,
die fordern, Das geht viel zu weit, macht da weniger von.
Und die anderen, die fordern, nee, aber lass doch alles den Tarifpartnern.
Was man da schon sehen muss, ist natürlich am Ende die Frage, wer verhandelt denn da?
Und wenn das gerade im öffentlichen Bereich an den öffentlichen Hochschulen
dann die Innenministerien der Länder sind,
die das mit Dachverbänden der Gewerkschaften dann auch noch gemeinsam verhandeln,
wie denn da jetzt bestimmte Detailregelungen an den Hochschulen aussehen sollen.
Also da sitzen nicht nur die Hochschulen nicht am Tisch, sondern nicht einmal
die zuständigen Wissenschaftsministerien der Länder sitzen da direkt mit am Tisch.
Und das hat natürlich Nebenwirkungen, wenn man da nicht aufpasst,
was da am Ende an Interessenausgleich mit stattfinden muss.
Und ausdrücklich auch mit Blick auf sehr sensible Fragen, ich habe ja eben die
4 plus 2, das Modell, ja auch kurz mit angesprochen. Ich weiß,
es gibt gerade im sozialwissenschaftlichen Bereich viele, die fordern,
lass das doch auf die zwei Jahre runterkürzen.
Da kann es Argumente geben, wieso das in vielen Sozialwissenschaften funktioniert.
Wir können aber nur ein Gesetz für alle schreiben, für alle Forschungseinrichtungen
und für alle Fachdisziplinen.
Und jedes Mal, wenn ich dann mit naturwissenschaftlichen Postdocs unterwegs
bin, die springen mir fast an den Hals zu erklären, zwei Jahre oder drei oder
teilweise selbst die vier, das ging ja doch gar nicht.
Ja, weil man in Naturwissenschaften eben auch nicht die Garantie hat,
dass direkt das erste Experiment bereits erfolgreich ist und dann so oft publiziert,
dass man die besten Chancen auf die Anschlussstelle hat.
Da sind also auch die Unterschiede zwischen den Fächern, auch wenn das in der
öffentlichen Debatte manchmal meines Erachtens immer noch zu kurz kommt,
die sind enorm und all diese sehr differenzierten Fragen am Ende von Tarifpartnern
entscheiden zu lassen, die maximal weit vom Hochschulsystem selbst entfernt
sind, wäre aus unserer Sicht keine gute Idee.
Dann vielleicht noch eine letzte Frage, wenn Sie noch gestatten,
wie blicken Sie denn jetzt auf das parlamentarische Verfahren? Ich bin sehr gespannt.
Also zum einen jetzt am Freitag diese Woche ist ja ein Bundesrat aufgesetzt,
wird auch selbst im Bundesrat vor Ort sein. Bin sehr gespannt auf die dortige Debatte.
Ja, und dann soll es im Prinzip ab Juni mit dem weiteren parlamentarischen Verfahren
im Bundestag weitergehen.
Es ist ja öffentlich, also da verrate ich jetzt keine Geheimnisse,
ist ja öffentlich auch bekannt, dass große Teile des Gesetzes auch innerhalb
der Koalition gemeinsam getragen werden.
Es sind oftmals die Dinge, über die öffentlich gar nicht so intensiv diskutiert
wird, aber große Teile des Gesetzes weitgehend konsensual gelöst sind.
Insbesondere im Postdoc-Bereich erwarte ich da noch kontroverse Diskussionen
und bin gespannt, wann und wie dann die weiteren Schritte folgen.
Das Verfahren ist aber ein Stück weit dann natürlich auch, oder nicht ein Stück
weit, sondern vollständig in parlamentarischer Hand.
Als Bundesregierung haben wir den Entwurf ja vorgelegt. Ich danke Ihnen recht
herzlich, Herr Brandenburg, für Ihre Zeit, auch dass Sie sich hier den Fragen gestellt haben.
Danke, Frau Eimlinger, für die Einführung. Danke auch nochmal dem Team,
insbesondere Corinne Heven, die hier im Hintergrund die vielen Fragen so ein
bisschen gesammelt und geordnet hat.
Dann darf ich Sie noch auf die letzte veranstalten. Ich danke Jörg auch dafür,
dass er diese Sorge um die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sieht.
Ich glaube nur, dass die Sorge noch ein bisschen, also naja,
ich habe mehr Sorgen als sie, sagen wir mal so.
Mir laufen die besten Leute weg und das hat was mit der Befristung zu tun,
das hat was mit dem Einkommen zu tun, das hat was mit Machthierarchien zu tun,
aber am wenigsten mit Kindertagesstätten, weil das uns alle gleichermaßen beschäftigt,
egal in welchem Sektor wir sind.
Also ich bin mal gespannt, wie das weitergeht, aber ich glaube,
da ist noch bei weitem mehr Reformbedarf notwendig, um tatsächlich nicht nur
die Besten zu halten, sondern auch mit anderen Ländern so zu kooperieren,
dass wir auch gute Leute von außen bekommen.
Da kann ich Ihnen jetzt eigentlich gar nicht widersprechen. Zumindest,
wenn Sie es nicht auf das Wisszeit-VG beschränken. Ja, wir hoffen,
dass wir mit dieser Reihe ja da für die Diskussion auch ein bisschen Orientierung bieten.
Eine letzte Veranstaltung wird am 14.
Juni nochmal stattfinden, zur gewohnten Zeit hier in dieser Reihe mit Angela
Ittel, der Präsidentin der TU Braunschweig.
Und mit der werden wir hier sprechen zum Thema Gleichstellung und oder Diversität.
Ich danke noch einmal in die Runde und wünsche einen schönen Restmontag.
Tschüss. Tschüss. Tschüss. Nochmal danke.